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Ach, du dickes Ei! Meine Ostersatire

31.03.2011

Vom Gelb- blauen Ei mit Alkohol bis zum Atomei- nichts fehlt in der Satire von Frank Herkommer

 

Ach du dickes Ei!

 

 

Österliches von Frank Herkommer

 

Na so was: Vor meiner Tür hat jemand ein Nest abgestellt. Vom WILLI- Verlag kann es nicht sein, da habe ich ja bereits die österliche Kreuzfahrt in die Karibik geschenkt bekommen.Von der Kirche auch nicht, denn es fehlt der Überweisungsträger für eine Spende. In Gedanken gehe ich meine potentiellen Feinde durch. Und die Freunde auch. Möchte mir jemand das Schneewittchen machen? Oder einfach nur eine Freude? Die Neugierde siegt. Schauen wir mal, welche Überraschung das Ei jeweils birgt.

 

Als erstes untersuche ich

 

Das blau-gelbe Ei.

 

Ist das klein! Vor ein paar Wochen wäre es noch deutlich größer ausgefallen. Vorsichtig ziehe ich die bemalte Schrumpffolie ab. Dachte ich mir's doch: Gefüllt, der Weingeruch steigt mir in die Nase. Gleich die Entwarnung: Unter 5 Prozent. Playmobil lässt grüßen. Brüderle hinter Winzerschürze, mit dem Aufdruck „Hayek lebt!“ Wenn man auf seinen Kopf drückt, ertönt seine sympathisch gefärbte Stimme: „Das BDI- Protokoll hat mich falsch wiedergegeben. In Wahrheit habe ich gesagt: Das mit den Steuersenkungen war dem Wahlkampf geschuldet. Und das mit der Auflösung des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit auch. Und das mit dem Abbau der

Staatssekretäre auch. Und das mit dem Bürokratieabbau auch. Und das mit dem Schuldenabbau auch. Und das....“ Ich drücke auf den Knopf. So viel Zeit habe ich nun doch nicht.

 

Das rot- schwarz- grüne Ei.

 

Ein Junge mit den aufgemalten Farben des vorrevolutionären Libyen auf dem Gesicht. Wenn das König Idris noch hätte erleben dürfen! Da fährt man einmal zur Kur ins Ausland und schon putscht so ein kleiner, größenwahnsinniger Soldat. Um 41 Jahre sein Land dem Terror zu unterwerfen. Er darf in Berlin eine Diskothek in die Luft jagen, um dann wieder in Lockerbie ein Flugzeug vom Himmel zu holen. Ein Liter Öl, drei Zäune gegen Flüchtlinge, und schon ist er im Westen hoffähig. Da wundern sich unsere Eliten, wenn im Volk der Eindruck der moralischen Korrumpierbarkeit entsteht. Der Junge hält ein Fotoalbum in der Hand. Cavaliere Bunga - Bunga feixend mit dem König aller Könige Afrikas. Zwei, denen jede Scham fremd ist. Ich blättere weiter. Sarkozy und Schröder, Merkel und Westerwelle, alle haben gute Miene zum bösen Spiel gemacht.

 

Im Ei außerdem ein Westerwelle. Auf dem Tahirplatz. Aufschrift auf dem T-Shirt: „Ich bin ein Ägypter.“ Wenn man auf seinen Knopf drückt, hört man „Enthaltung“ auf chinesisch, russisch, portugiesisch und indisch. Und auf deutsch. Was für eine glorreiche Allianz! Das war also mit der Neujustierung deutscher Außenpolitik gemeint, mit moralischer Wende. He is no Genscher, spätestens jetzt man hätte nicht Wikileaks gebraucht, um zu diesem Urteil zu kommen. Der deutsche Sonderweg, vor dem zu Recht alle CDU- Kanzler gewarnt hatten, ausgerechnet Angela beschreitet ihn. Die Angela, die noch aus Loyalität deutsche Jungs und Mädels in den Irak schicken wollte. Wie? Das Uno - Mandat war nicht zu Ende gedacht? Und ihr zwei geistigen Schrumpfgermanen? An einem Strang mit der Linken und der NPD. Habt Ihr zu Ende darüber nachgedacht, was es für unser Ansehen im neuen Arabien bedeutet, wenn Gaddafi stürzt ( Wer weiß, vielleicht schon vor Erscheinen dieser Zeilen)? Und was es für die Staatsraison zur Folge hat, wenn wir sowohl unser Europacredo aufgeben, seit Adenauer mit Frankreich den abgestimmten Kern zu bilden als auch unsere Bündnistreue in der Nato, also wenigstens nicht illoyaler zu sein als die Türkei? Haben Atlantiker ihre Heimat jetzt bei den GRÜNEN? Man kann Ja zum Mandat sagen, ohne sich militärisch zu beteiligen. Wenigstens das wären wir den vom Mordbuben Bedrängten schuldig gewesen. Wann werden Guido und Angela die Aufnahme bei den Blockfreien Staaten beantragen? Wir sind jetzt ein Schwellenland, ein moralisches Schwellenland. Das Ei landet auf dem Müllhaufen der Geschichte. Und in meiner Restmülltonne.

 


Das gelbe Ei mit dem schwarzen Atomsymbol

 

Hoffentlich kein Import aus Japan! Ich sollte mir doch meinen ganz persönlichen Geigerzähler zu Ostern schenken. Drinnen ein Kalender: Moratorium. Halbzeitwert sechs Wochen. In denen nachgeprüft werden soll, was doch die unabdingbare Voraussetzung für eine Betriebsgenehmigung sein müsste. Unsere KKW sind sicher. Das Mantra aller Laufzeitverlängerer. Der Spickzettel, den die Lobbyisten von RWE, E.on, Vattenfall und EnBW unseren willfährigen Volksvertretern aufgesetzt haben. Entweder hat man uns schändlich belogen oder das Moratorium ist überflüssig.

 

Ich befürchte und hoffe beides. Weil niemand mehr hochfahren kann, ohne selbst politisch den Supergau zu erleben. Es geht ja nicht mehr um technische Details. Um Notstromaggregate oder Reaktormantel. Es geht einfach und ergreifend um eine ethische Grundsatzentscheidung: Darf man eine Technik einsetzen, die nicht versagen darf? Mit Fukushima erleben wir nach 25 Jahren zum zweiten Mal, was nach der Wahrscheinlichkeitsberechnung nur alle 100 000 Jahre vorkommen darf: Den Supergau. Eine Technik, die im Falle des Versagens nicht mehr beherrschbar ist. Eine weltweit ungelöste Endlagerung für einen Zeitraum, von dem man kaum wagen darf anzunehmen, dass es die Menschheit noch gibt.

 

Was liegt denn hier noch im Ei? Ein Mappus mit einem Zettel dran: Bitte entsorgen! Das hat doch schon der Wähler gemacht. Aber Angie hat bestimmt ein gutes Pöstchen für ihn. Politiker müsste man sein. Dann fällt man immer nach oben.

 

Das rotweiße Ei.

Die Lautrer Stadtfarben. Na also, ein Produkt, das Lokal produziert wurde. Meine Forderung seit langem. Im dicken Ei viele bunte kleine Eier. Was haben wir denn da? Ein Professor-Rosenberg-Ei. Drinnen ein Modell der „kleinen Lösung“ für die shopping Mall. Gefällt mir. Aber was ist denn das? Da fehlt ja das wichtigste - das alte Karstadtgebäude. Ob ECE das dem Konkurrenten abtritt? Da, ein Ei mit Homburger Stadtwappen. Ich öffne es: Drinnen liegt die Einkaufsmall von ECE. Ich bin geschockt. Wir sind doch der Nabel der Welt! Wie kann es ein Konzern wagen, über Alternativen nachzudenken und die Kunden ausgerechnet ins Saarland umzuleiten? Schau, ein Ei mit dem Logo des Pfalztheaters. Drinnen die sieben letzten Tickets für die Gala am Sonntag, dem dritten April. Schnell kaufen! Und ein Ei mit dem WILLI- Schriftzug:. Drinnen der Pulitzer-Preis für Siggi Münch, Uli Frank, René Porwoll und meine Wenigkeit. Halt, Katzi, nicht fressen - jetzt er weg, der Preis. Trotzdem, Ihnen schöne Ostern!