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26.4.2024 : 3:03 : +0200

Andy Kuntz im Gespräch mit Frank Herkommer

05.10.2009

Die Wirtschaftskrise gleicht einem Tsunami. Nach dem Beben überrollt sie nun auch die Werbewirtschaft: WILLI konnte mangels Anzeigen im Oktober nicht erscheinen.Dafür im November

Andy Kuntz und der Graf

Willi-Redakteur Frank Herkommer im Gespräch mit dem Rockstar

War das ein Abend in München! Der denkwürdige 11. April 2008. Der FCK kurz vor dem drohenden Abstieg, Stefan Kuntz gab seinen Einstand als letzte Hoffnung wider alle Vernunft in Aue, Cousin Andy Kuntz hatte Weltpremiere mit dem Musical „Christ0“ am renommierten Theater am Gärtnerplatz in München. Auftragsarbeit des Staatsintendanten Dr. Ulrich Peters an die drei von Vanden Plas und Holger Hauer.

Über den Lautrer Rockstar, der die deutschen Texte und ihre englischen Übersetzungen verfasste, schrieb damals das angesehene online- Magazin opernnetz.de : „Andy Kuntz dreieinhalb geteilt: Doppeltexter, Komponist und eine Wahnsinnsstimme. Kein bekannter Rocksänger beherrscht derzeit solche atemberaubenden Höhen wie er. Eine Megastimme und eine unglaublich präsente Darstellung.“ Und: „Mit dieser Produktion spielt deutscher Prog Metal in der Weltliga....Der Saal tobte, raste, war außer Rand und Band vor Begeisterung. Beileibe nicht nur junge Fans und schon gar nicht nur die Pfälzer.“

Eineinhalb Jahre später. Cafe Barrosso am Schillerplatz. Ende September 2009. Andy back home. Am Pfalztheater läuft das Casting für Christ0 im Januar 2010 (Premiere am 23.1.). Der FCK wieder auf dem Weg nach oben, dort wo Vanden Plas und Andy Kuntz längst angekommen sind. Home, weil hier die gefühlte Lebensmitte ist. Wer so viel herum kommt wie er, weiß die Barbarossastadt erst recht zu schätzen. Nicht nur wegen ihres „sensationellen Kulturangebots“, gerade auch am Pfalztheater. Hier im Wald joggen oder Radfahren, durch die Innenstadt und ihre Cafés und Kneipen streifen und die offene Art der Pfälzer genießen, bei Mama Gudrun vorbei schauen oder sich einfach nur auf die Freundin freuen, das macht Heimat für den Globetrotter aus. Und jetzt in Lautern mit Christ0 „späte Erfolge“ zu feiern, bedeutet ihm natürlich sehr, sehr viel als bekennendem Lokalpatrioten. Mit Cousin Stefan verbindet ihn hier eine herzliche Freundschaft- gleich trifft man sich auf dem Betze, wenn der FCK gegen den KSC spielen (und gewinnen) wird. Die zweite VIP-Karte für Urs Häberli vom Pfalztheater, der Regisseur der neuen Christ0-Produktion. Man spürt: Die beiden können miteinander. Wie der Sänger und Intendant Johannes Reitmeier. Man hört aus jedem Wort den Respekt und die Dankbarkeit, die Kuntz gegenüber dem Bayern empfindet. „Mein Mentor“, so bezeichnet er ihn. Als seinerzeit der Jungintendant sich ein Casting mit dem Leadsänger von Vanden Plas an sieht, ist dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Du siehst Andy die 16-Stunden- Tage der letzten Monate nicht an. Kein bisschen müde, präsent, ins Leben verliebt, absolut der Frauentyp. Mit seinen Samson-Haaren eine Mischung aus Dürers Selbstbildnis, das in der Münchner Alten Pinakothek zu bewundern ist, und Jesus, dem gut(aussehend)en Hirten, der über manchem christlichen Kinderbett wachte. Derart in Beschlag genommen hat ihn die Produktion der neuen CD von Vanden Plas. Der deutsche Arbeitstitel wird WILLI-Magazin verraten: „Die Zeitreise des Uhrmachers.“ Es sind die großen Themen, die Andy schon immer heraus fordern: Sinn des Lebens und des Todes, Transzendenz und Spiritualität, Schuld, Rache, Vergebung und Sühne. Liebe als Königsweg. Der neue Plot in groben Zügen: 16.Jahrhundert, einem Uhrmacher wird eine apokalyptische Vision zuteil. Um den drohenden Weltuntergang doch noch zu verhindern, baut der Uhrmacher eine Zeitmaschine, die es ihm ermöglicht, zurück zu kehren zu den Wurzeln, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Die Musik erinnere ein wenig an Pink Floyd. Mit dem Luxusproblem, dass zwanzig Songs geschrieben wurden, aus denen Vanden Plas, die Teamfähigen, die zwölf besten ausgewählt haben, aber nur acht können letztlich auf die CD kommen. Jetzt wird nach einem Jahr Vorarbeit produziert, danach entschieden. Im Studio nimmt einer nach dem anderen auf, jeweils etwa zwei Wochen lang, erst als letzte der Chor und Sänger Andy. Im Mai soll dann die neue CD in einem großen Konzert vorgestellt werden, anschließend geht die Band auf Tournee.

Wie ging es in München weiter mit Christ0 nach der Premiere? Andy strahlt. „Es war ein Riesenerfolg.“ Selbst an dem Tag, als Bayern München auf dem Rathausplatz bei Freibier die Deutsche Meisterschaft feierte, hatte der Gärtnerplatz ein volles Haus. Die Kritiken in der überregionalen Presse überschwänglich. „Da bietet München pressemäßig halt ein ganz anderes Forum.“

Trotz der Erfolge wird die Häberli- Produktion in Kaiserslautern kein Plagiat der Münchener Fassung. „Wir wollten das Stück neu erfinden.“ Off broadway nennt man diesen Weg, wenn Stücke erst einmal in der Provinz aufgeführt, dann nachgebessert werden, bis sie Broadway- reif sind. München Provinz, Kaiserslautern der Broadway. Passt doch, liebe Bayern! Zwei neue Songs, ein überarbeitetes Intro gehören zu den Unterschieden. „Das ganze ist jetzt emotional griffiger.“ Auch in der Besetzung gibt es große Unterschiede zur Welturaufführung. Mit dabei dieses Mal Lauterns Musicalstar Astrid Vosberg, die Andys Wunschbesetzung bereits für München gewesen wäre.

Herr, lass Januar werden! Und an alle WILLI-LeserInnen der Tipp: Schnell noch Tickets ergattern! First come, first serve.


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