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Finger auf die Wunde: Alexander Ulrich

07.05.2011

Mit dem Bundestags- abgeordneten Alexander Ulrich von der Fraktion DIE LINKE führt Frank Herkommer für WILLI- Magazin dieses Kurz-Interview

Alexander Ulrich im Gespräch mit Frank Herkommer

Er träumt nicht wie Gesine Lötzsch von Wegen zum Kommunismus. Und er fährt auch kein dickes Auto wie Klaus Ernst. Das wäre noch schöner für einen ehemaligen Opelaner. Alexander Ulrich ist so bodenständig wie seine Heimatadresse: Reichenbach- Steegen. So solide wie seine Familienverhältnisse: Der Vierzigjährige ist verheiratet und hat zwei Töchter. Und er ist so radikal wie die Forderung nach Mindestlohn, Bekämpfung prekärer Arbeitsverhältnisse oder Ausstieg aus der Kernenergie. Das Abstandsgebot zwischen Hartz IV und Arbeitseinkommen möchte er genau umgekehrt einhalten: Die Löhne müssen rauf, damit die Armen auch bei eingehaltenem Abstand menschenwürdig leben können. Der Gewerkschaftler und ehrenamtliche Arbeitsrichter sitzt seit 1996 im Bundestag und hat es seit 2009 zu einem der Parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE gebracht. Willi stellt drei Fragen, deren Antworten helfen sollen, sich ein Bild von Alexander Ulrich machen zu können. 

Willi: Wie sieht Ihre  Betreuung des Wahlkreises als Bundestagsmitglied der "LINKEN" aus?

Alexander Ulrich: Im Wahlkreis bin ich sehr viel bei den außerparlamtarischen Bewegungen unterwegs.Diese haben durch Linke. seit 2005 auch wieder ein "Sprachrohr" im Parlament. Arbeitnehmer , Renter und sozial Benachteiligtefühlen sich von den anderen Parteien sehr oft nicht mehr vertreten. Die LINKE und auch ich wollen uns gerade auchfür diese Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Das beinhaltet sehr oft auch Individualberatung; z.B. bei Harztz IV - Berechnungen der ARGE`n oder bei Problemen mit der Krankenkasse etc. Als Gewerkschafter setze ich mich natürlich auch für die Beschäftigungssicherung in der Region ein. Gerade ist uns erst bei KEIPERein toller Abschluss gelungen. Und es ist mir ein wichtiges Anliegen, auch in unserer Region darauf aufmerksam zu machen, dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden. Diese soziale Ungerechtigkeit, insbesondere die Kinderarmut, ist gerade in der Stadt Kaiserslauterndeutlich zu spüren. Ich will mich mit vielen anderen  an diesen Zustand nicht gewönnen!   

 

Willi: Kann die LINKE in Berlin etwas aus der Opposition heraus bewegen? Welche sind Ihre Anliegen und gibt es spezielle Interessen des Wahlkreises, für die Sie sich einsetzen? 

Alexander Ulrich: Die LINKE verändert auch aus der Opposition heraus das Handeln der anderen Parteien.Beispiele: 2005 waren wir die einzige Partei die einen flächendeckenden Mindestlohn forderten. Heute hat diese Forderung auch Teile der Konkurrenz übernommen und es gibt zumindest in einigen Branchen Mindestlöhne.Wir waren die ersten die sich konsequent für den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan einsetzten. Heute diskutiert sogar CDU / FDPüber einen Abzug. Auch wir waren vorm Bundesverfassungsgericht und haben gegen den zu niedrigen Hartz IV- Regelsatz erfolgreich geklagt.Gerade in der Sozial - und Friedenspolitik treiben wir die anderen arteien vor uns her. Auch deswegen, weil die Mehrheit der Bevölkerung ebenfalls Mindestlöhne will, keine Soldaten in den Krieg schicken will, und sich auch nicht mit der Rente erst ab 67 und Hartz IV abfindet.   

Im Wahlkreis geht es darum, die Beschäftigung in den Unternehmen zu halten, in Forschung und Bildung zu investieren, die Infrastruktur zu verbessern undnoch mehr die erneuerbaren Energien zu fördern. Auch müssen die Belastungen durch die Airbase- Ramstein für die Bürger deutlich reduziert werden. Bei diesem Thema schauen alle anderen Parteien weg.

 

Willi: Alexander Ulrich gilt als ausgewiesener FCK- Fan und Untersützer des Vereins. Wie steht die LINKE vor Ort zu Mietnachlass und Steuerssubventionen. Geraten Sie da nicht in Konflikte mit der Forderung, den Breitensport mehr zu fördern?

Alexander Ulrich:  Das ist eine schwierige Frage. Spitzensport und Breitensport funktionieren nur miteinander. Nicht nur der Breitensport , auch die Wirtschaftsregion profitiert von einem Bundesligisten FCK.Auch ist der FCK bedeutenster Werbeträger für die Region. Ohne den Stadionausbau hätte es keine WM 2006 hier gegeben. Nicht nur für Fussballfans ein unbeschreibliches Erlebnis.

Jetzt muss sich aber der FCK wieder selbst finanzieren. Der letzte Mietnachlass hätte ich abgelehnt. Mann kann es nicht mehr erklären, dass für Schwimmbäder kein Geld mehr da ist, der FCK aber wiederholt unterstützt wurde.