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18.4.2024 : 14:53 : +0200

One night in K-town

31.03.2011

Alle werden sie da sein: von Vanden Plas bis zu Gianettis Company- bei der großen Benefizgala am Pfalztheater- eine Aktion von Michael Kraus und den Freunden des Pfalztheaters. Die Werbetrommel von Frank Herkommer im Willi- Magazin hat gewirkt- nahezu ausverkauft

 Die Stunde der Wahrheit - Lautern rettet die Feenkönigin!

Freunde in der Not, 700 auf ein Lot. So viele sollten es schon sein, wenn sich am ersten Sonntagabend im April der Vorhang hebt. Die „Freunde des Pfalztheaters“ laden alle ein, denen das Pfalztheater am Herzen liegt: Am 3. April 2011 um 19.30 Uhr steigt auf dem Reimeierhügel die Benefizgala mit allem, was am Pfalztheater Rang und Namen hat. In Not das renommierte und traditionsreiche Dreispartenhaus selbst.

Da rockt die Rotunde, da zeigt Hamlet den Mädels beiderlei Geschlechts sein Sitzfleisch, Kammersängerin Geertje Nissen liegt der Saal zu Füßen, das Ballett vereint Stefano Gianettis italienischen Schönheitssinn mit technischer Kunstfertigkeit à la Bolschoi, bei Andy Kuntz und Vanden Plas werden alle Amateure blass, niemand schläft, wenn Steffen Schantz und Adelheid Fink die Seelen anrühren, Fingerle wirft sich in den Fummel, die Freunde des Musicals sitzen neben den Freunden von Richard Wagner, Operette trifft Oper, bei Hannelore Bähr und Rainer Furch steppt der literarische Bär ohne Furcht und Tadel, Generalmusikdirektor Uwe Sandner haut höchstpersönlich in die Tasten, das Orchester spielt sich in einen Rausch, das Publikum erzwingt sieben Zugaben und das alles für läppische 25 Euro. Und Charmeur Johannes Reitmeier als Bonus dazu. So könnte er aussehen, der Abend aller Abende.

In den USA längst Tradition, müssen sich die subventionsverwöhnten Theatergänger hierzulande erst einmal daran gewöhnen, dass die öffentlichen Kassen leer sind. Geplündert in der Finanzkrise, deren Nachbeben jetzt erst im Alltag ankommen. An den Gehältern der 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Haus lässt sich kaum sparen. Es gehört bei den Künstlerinnen und Künstlern eh viel Idealismus dazu, eine erstklassige Ausbildung mit einem viertklassigen Einkommen entgelten zu lassen. Diagnose pekuniärer Masochismus.

Da das Ehrenamt eines Mitglieds im Stadtrat recht zeitaufwendig ist (die Parteisitzungen nicht mitgezählt), soll es einige geben, die Theater nur vom Hörensagen kennen. Da weckt der Kulturhaushalt bei Theaterfernen Begehrlichkeiten. Die fraktionsübergreifenden Radikalen, die hinter vorgehaltener Hand das Verb tuscheln, das wir sonst mit einem Muskel verbinden, den wir täglich benutzen, aber ungern in den Mund nehmen, sind in der Minderheit. Noch. Die Logik ihrer Argumente: „Ich bin gesund. Wozu brauchen wir Ärzte?“ Auch der Bezirksverband Pfalz, Träger des Theaters, steht vor der Frage, warum am Ende des Geldes so viele zu finanzierende Aufgaben bleiben. Und wer sie wiederwählen wird.

Noch soll nicht geschlossen werden. Aber ein mögliches Opfer steht in der engeren Auswahl. Die Abschlussproduktion des Jahres. Henry Purcells Feenkönigin. Richtig! Frei nach Shakespeare. Oberon und seine widerspenstige Titania. Erotomanen beide. In den Lautrer Sommernächten soll ab Juni ein Traum wahr werden: Operndirektor und stellvertretender Intendant Urs Häberli inszeniert ein Stück ( von wegen, Schweizer Behäbigkeit, ein Feuerwerker der Einfälle) , das weder der Oper, noch dem Schauspiel, noch dem Ballett zuzuordnen ist, sondern das Beste aller drei Theatersparten vereint. 50 000 Euro werden für eine solche Produktion benötigt, einen Teil davon soll die Gala einspielen.

Michael Krauss, Vorsitzender seit 2009, kennt sich mit Geld aus. Und mit Stimmungen im Stadtrat, dem er selbst angehört. Der engagierte Banker (SSK) weiß, dass sein Verein die Nischen verlassen muss, als die Freunde des Pfalztheaters noch als bildungselitäre Programmwächter fungierten. Times are changing, die Mitgliederzahlen auch. Geradezu exponentiell. Das reicht noch nicht, um das Haus am 3. April voll zu machen. An diesem Abend, so Krauss, wird sich zeigen, wie viel den Kaiserslauteren ihr Theater wert ist. Unvorstellbar für den engagierten Kulturpolitiker, dass ein führender Technologiestandort ohne ausreichendes Kulturangebot dasteht.

Also: Den Kairos nützen. Wie CSU- Dogge Dobrinth bei Plasberg, um sich unsterblich zu blamieren. Auf dessen Frage, hart, aber fair, ob er den von von Guttenberg verwendeten Begriff Kairos gekannt habe, er den Kamm stolz schwillt: „Ich bin Altlateiner!“ Pech gehabt, kleiner Hochstapler. Aber wie der Herr, so das Gescherr. Kairos ist altgriechisch.... Und bedeutet in unserem Kontext: Den richtigen Zeitpunkt nicht zu versäumen.

PS: Das gilt auch für die letzte Vorstellung :

Vanden Plas in Concert
- "Musicals and More" mit Vanden Plas & Friends, featuring Astrid Vosberg & Randy Diamond
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Wenn am kommenden Sonntag, dem 6. März, ab 19.39 Uhr der Saal tobt. Nachtasyl für alle Faschingsflüchtlinge.Wie die beiden ersten Abende vor hoffentlich ausverkauftem Haus. Damit auch in Zukunft die Weltband auf dem Reitmeierhügel nach Hause kommen kann. Und jetzt dürft ihr erfolgreich googeln, Plagiatverdacht begründet:

 Bereits zum dritten Mal wird Vanden Plas ein Konzert im Großen Haus des Pfalztheaters geben, bei dem Musical-Hits im fetten Vanden Plas-Sound erklingen. Neben Songs aus den bandeigenen Supererfolgsproduktionen »Abydos«, »Christ0« und dem brandbrandneuen »The Seraphic Clockwork« kommen auch »Jesus Christ Superstar«, »Ludus Danielis« und »Jekyll and Hyde« zu Gehör. Unterstützt wird die Band von den beiden Pfalztheaterlieblingen Astrid Vosberg und Randy Diamond sowie dem tollen, super Extrachor des Pfalztheaters.

Na, hab ich Euch nicht toll den Guttenberg gemacht?!

Doktor humoris causa Kulturbeutel

Frank Herkommer