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24.4.2024 : 3:53 : +0200

"Das Liebeskonzil" - Aufführung im Pfalztheater Kaiserslautern

09.02.2009

Die Radiokritik auf Antenne Kaiserslautern 96.9 über die Inszenierung von Johannes Reitmaier hat hohe Wellen geschlagen. Frank Herkommer fordert Toleranz, sieht jedoch Schwächen in der literarischen Vorlage. Unter "ON AIR" anzuhören und hier nachzulesen.

Pfalztheater: „Das Liebeskonzil“


Um es gleich vorweg zu sagen: Ich bin stolz, in einer Kultur zu leben, in der ein Intendant wie Johannes Reitmeier nicht um sein Leben fürchten muss, weil er ein Stück wie „Das Liebeskonzil“ auf die Bühne bringt. Ich bin froh, ins Theater gehen zu können, um mir dort ein eigenes Bild zu machen, ohne befürchten zu müssen, dass eine Bombe unter meinem Sitz detoniert. Zensur ist gestern. Und hoffentlich nie wieder morgen.


Und der ewig gestrige Blasphemie- Paragraf gehört meines Erachtens längst in die juristische Mottenkiste, Rubrik Folterinstrumente aus der Zeit der Einheit von Thron und Altar. Der Mut von Johannes Reitmeier nötigt mir höchsten Respekt ab.

 

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Das Stück wahrlich nicht. Wenn Sie sich einen großen Gefallen tun wollen, dann bleiben Sie einfach draußen. Wie wollen Sie Bilder aus ihrem Gedächtnis und aus Ihrer Seele vertreiben von einem Auswurf kotzenden senilen Gott am Tropf, dessen schwachsinnigen Sohn Jesusmann in Windeln, und der unterschwellig geilen Geschäftsfrau Maria ? Wie wollen Sie das Abendmahl nehmen, wenn Ihnen Worte von Kannibalismus nachklingen, die so platt sind wie die Oblate? Den Teufel kennt man ja, der kann nicht mehr schocken, aber fürchterlich langweilen mit seinen endlosen, literarisch unterirdisch schwachen Monologen, das kann er schon.
Und das tut er auch. Die Taube, das Symbol des Heilgen Geistes, scheißt uns was. Auf die Zudecke Gottes. Na ja! Päpste als Lustmolche, wie neu. Reitmeier kann noch so viele Ideen einbringen, das Stück schlägt Schlachten, die längst geschlagen sind, es fehlt an dramaturgischer Spannung. Da wird Theater erzählt, statt gespielt. Viele Laien, und das passt, weil das so amateurhaft rüber kommt wie das Stück. Die Orgien, einfach nur peinlich! Augen zu und durchhalten! Irgendwann ist viertel nach neun.


Der befürchtete Skandal blieb aus. Wir Pfälzer sind halt ein höfliches Volk.
Schade um ein vorzügliches Bühnenbild, schade, dass die Energie so vieler engagierter Schauspieler für diesen- bleiben wie beim Liebeskonzil -debil-senilen, geschmacklos- langweiligen Quatsch gebunden wurden. Abhaken. Es gibt gottlob so viele wunderbare Inszenierungen und Stücke am Pfalztheater, dass wir dieses Stück bald vergessen können und sollten.

 

Ihr Kulturredakteur Frank Herkommer

 

ausgestrahlt am 15. Dezember 2008 auf Antenne Kaiserslautern 96.9