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Karin Kolb - ein Interview

01.11.2011

Großer Krach um die Kleine Lösung. Karin Kolb verlässt Fraktion und Partei der CDU. Mit der Neuliberalen führt Frank Herkommer ein Gespräch für das Willi-Magazin

Finger auf die Wunde: 3 Fragen an Karin Kolb

Das waren noch Zeiten, als Karin Kolb (damals CDU) gemeinsam mit (damals) Oberbürgermeister Bernhard Deubig als Vorsitzende mit dem Förderverein Fruchthalle dafür sorgte, dass eines der Aushängeschilder der Stadt in neuem Glanz erstrahlt. Oder sich ihre Partei mit dem Engagement als Vorsitzende des Fördervereins Fritz-Walter-Schule schmückte. Seit 1999 ist die couragierte Einzelhandelskauffrau Mitglied des Stadtrates in Kaiserslautern, für viele Bürger das Gesicht der Kommunalpolitik neben den bekannten Funktionsträgern. 201O erhielt die Vorsitzende des Ortsbeirats Bännjerrück die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz.

Seit sie sich mit drei (damaligen) Fraktionskolleginnen und -kollegen gegen die ECE- Mall einsetzte, sich in der Bürgerinitiative Neue Mitte Kaiserslautern als Sprecherin engagierte und mit einer Minderheitenmeinung an die Öffentlichkeit wendete, ist alles anders. Aus der Vorzeigedame wurde eine Nestbeschmutzerin, die man aus der Fraktion ausschließen wollte. Karin Kolb blieb sich treu: Sie trat selbst aus der Partei und der Fraktion aus. Frank Herkommer führte mit ihr dieses Gespräch für das Willi-Magazin.

Willi:

Sie sind Christin und waren Jahrzehntelang in der CDU engagiert. Gewissensfreiheit gehört zu den großen Errungenschaften des christlichen Abendlandes. Verträgt sich nach Ihren Erfahrungen die Gewissensfreiheit und politische Meinungsbildung mit Fraktionszwängen? Wie empfinden Sie den Verlust Ihrer politischen Heimat?

 Karin Kolb:

Nach 35-jähriger Zugehörigkeit zur CDU war es für mich ein schmerzlicher Schritt, der Partei den Rücken zu kehren. Aber abgesehen von der Diskussion um die Bebauungsfläche des zukünftigen Einkaufszentrums haben wir es schon in den letzten Jahren versäumt, im Stadtrat eine klar definierte Oppositionsarbeit zu leisten. Da ich in ein Ehrenamt gewählt wurde, fühle ich mich meinem Gewissen stärker verbunden als Fraktionszwängen. Durch den intensiven Kontakt mit den Bürgern fühle ich mich letztlich auch dem verpflichtet, wofür ich stehe und wofür ich gewählt wurde.

 Willi:

Wäre es nicht eine Alternative zur FDP- Fraktion gewesen, die Wählerlise Kolb zu gründen und mit vier Stadträten, die einmal der CDU angehörten, zur nächsten Wahl anzutreten?

Karin Kolb:

Der Gedanke war da, eine eigene Partei zu gründen. Ausschlaggebend war für mich aber die Kraft, die es gekostet hätte, eine eigene Fraktion aufzubauen. Man muss seine Grenzen kennen. Mit den wirtschaftlichen Ideen und Zielen, die von der FDP auf kommunaler Ebene verfolgt werden, kann ich mich identifizieren. Deshalb habe ich mich entschlossen, der FDP beizutreten.

Willi:

Andere hätten den Bettel hingeworfen. Was hat Sie bewogen, sich weiter in die Stadtpolitik einzubringen, was möchten Sie noch bewegen?

Karin Kolb:

Die Dinge haben zwei Seiten. Natürlich einerseits Kritik an meiner Haltung, an meiner Person, die zum Teil persönlich verletzend war. Andererseits aber auch der Zuspruch von vielen Bürgerinnen und Bürgern,die mich gestärkt und bestätigt haben. Mir fremde Menschen, die mich auf der Straße angesprochen haben und mir durch ihre Worte Unterstützung und Solidarität bewiesen. Deshalb war es für mich keine Frage, dass ich meine Arbeit, die mir nach wie vor Freude bereitet, künftig in der FDP fortsetzen möchte.