Backstage-Interview mit dem Münchner Staatsintendanten
Frank Herkommer stellt Dr. Uli Peters drei Fragen zur Saison 2007/08, zur kommenden Saison und zu den neuesten Produktionen am Gärtnerplatz
Rückblick und Ausblick
Dr. Ulrich Peters ist seit der laufenden Saison 2008/2009 neuer Staatsintendant am Staatstheater am Gärtnerplatz München. Mit Verdis „I Masnadieri“ erregte die neueste Produktion internationales Aufsehen (Rezension hier). Unser Mitarbeiter Frank Herkommer sprach mit dem Intendanten.
Opernnetz: In München wurde das renommierte Haus am Gärtnerplatz in der jüngeren Vergangenheit eher als schlanke, leichtgewichtige Schwester der großen, gewichtigen Bayrischen Staatsoper eingeschätzt. Wie sieht Ihr Ansatz aus, sich auf dem Gebiet der Oper gegenüber der großen Schwester zu positionieren?
Ulrich Peters: Die Positionierung ist sehr einfach: wir machen das, was die „große Schwester“ nicht macht. Damit umfasst unser Spielplan im Bereich Oper schwerpunktmäßig italienische, französische und deutsche Spieloper, dazu das eine oder andere Exotische - in der kommenden Spielzeit eine Oper von Rimskij-Korssakow und in jeder Saison einen Ausflug in die Moderne (zweite Hälfte des 20. und 21. Jahrhunderts). Dazu kommt die Beschäftigung mit der Operette und dem Musical - beide Genres sucht man in der Staatsoper vergebens. Aber auch im Ballett setzten wir uns mit dem modernen Tanztheater deutlich von der klassisch-neoklassischen Linie der Staatsoper ab.
Opernnetz: In unserem letzten Backstage-Gespräch haben Sie sich noch über die Ungeduld der Verantwortlichen mokiert. Zwischenzeitlich liegen die hervorragenden Auslastungszahlen vor. Rundum zufrieden? Wie sieht das Programm für die kommende Spielzeit aus? Heißt Volkstheater sein zu wollen, ausschließlich auf die Quoten zu schielen?
Ulrich Peters: Ja, wir sind durchaus zufrieden, die Auslastungszahlen sind im Vergleich zur vergangen Spielzeit um 9 Prozent gestiegen. Das Programm der kommenden Spielzeit ist ähnlich anspruchsvoll-exotisch wie in der laufenden Spielzeit. Wir präsentieren im Musiktheater eine Uraufführung und drei Münchner Erstaufführungen, ähnlich sieht es im Ballett aus. Damit ist die Frage nach der „Quote“ eigentlich beantwortet. Natürlich freut sich ein Intendant und mit ihm alle Mitarbeiter, wenn das Theater voll ist, denn Theater ohne Zuschauer ist eine ziemlich sinnlose Veranstaltung. Umso schöner, wenn die Zuschauer neugierig sind und das Ungewöhnliche und Ausgefallene genauso gerne sehen wie die großen Klassiker. Bei unserem Publikum am Gärtnerplatztheater ist das so, was mich über die Maßen freut.
Opernnetz: Zwei weit über München hinaus Aufmerksamkeit erweckende Produktionen sind in Vorbereitung. Ihre Auftragsarbeit für Vandenplas, die gerade gemeinsam mit Intendant Johannes Reitmeier in Kaiserslautern mit „Ludus Danielis“ einen sensationellen Erfolg feiern, am Gärtnerplatz „ChristO“, Premiere am 11. April, und unter Ihrer Regie am 10. Mai „Fra Diavolo“ von Auber. Was erwartet uns?
Ulrich Peters: Wir sind alle maßlos gespannt auf die „ChristO“-Produktion und vor allem auf die Reaktion des Münchner Publikums auf die Idee, eine Prog-Metal-Oper in diesen „heil’gen Hallen“ zu präsentieren.
„Fra Diavolo“ ist eine der schönsten französischen Spielopern, sonderbarerweise in Deutschland in den letzten Jahren sehr in Vergessenheit geraten und wir hoffen, dass die Oper in der neuen Inszenierung genauso begeistert aufgenommen wird wie bei der letzten Inszenierung am Gärtnerplatz vor über 30 Jahren. Vielleicht finden ja auch auswärtige Opernfans den Weg zu uns, denn wir sind das einzige Theater, dass diesen Opernhit des 19. Jahrhunderts im Spielplan hat.